
THOUGHTS ON FASHION MONTH
Nachhaltigkeit in der Mode-Industrie
Mit Greta Thunberg und Fridays For Future überall in den Medien stand auch dieser Fashion Month ganz im Zeichen des Umbruchs.
Die Designer zeigten die ersten Kollektionen der neuen Dekade und es fragt sich nun, wofür diese in die Geschichtsbücher eingehen wird, denn weiterzuleben, wie bisher ist offensichtlich keine Option. Die Modeindustrie ist einer der größten Industrien dieser Welt und mit ihren schnelllebigen Trends ist sie auch einer ihrer größten Verschmutzer. Nach all den Jahren der Ignoranz, sind also auch die Modehäuser nun im Zugzwang und auch eine ‚Nicht-Positionierung‘ ist letztendlich eine Positionierung.
NEW YORK FASHION WEEK
Fashion Month startete, wie üblich, mit den New Yorker Designern. Trotz all der Aufmerksamkeit um Greta Thunbergs Ankunft in Amerika, merkte man davon auf den Laufstegen überraschend wenig. Die High-Fashion-Brands konzentrierten sich, wie in vergangenen Seasons, eher darauf ein Zeichen für Individualität und Diversität zu setzen. Das man beides gut Zusammenführen kann, schien dabei keinem in den Sinn zu kommen. Doch wenn schon nicht an der abgebrühten und schnellebigen East-Coast, gibt es Innovation an der West-Coast. Denn wo, wenn nicht in L.A. sollte die erste vegane Fashion Week stattfinden? Mit kompostierbaren Taschen und ganz viel Zen.
MILAN FASHION WEEK
Während Marni sich in Mailand Mühe gab und für seine Show Deadstock verwendete, recycelte und sich immer wieder politisch positionierte, Prada „Wardrobe Essentials“ zeigte – eine von sechs Kollektionen im Jahr, weshalb man sich fragen sollte was daran noch als „essential“ gilt- profilierten andere Häuser sich mit Kontroversen, wie zum Beispiel Allessandro Michele, der für Gucci, nicht nur Zwangsjacken über den Laufsteg schickte, sondern gleich noch ein Model, das gegen die Kommerzialisierung von Mental Health Issues durch Selbige protestierte.
Oder Carine Roitfeld, die ein Bild von J.Lo im ikonischen Green Dress vor Klimastreikenden postete – obwohl der bloße Umstand, dass der Print des Kleides an den Amazonas erinnert wohl kaum reichen kann, J.Lo und Versace mit Fridays-for-Future-Aktivisten gleichzusetzen.
PARIS FASHION WEEK
Pariser Häuser gaben sich ungewohnt politisch. Dior stellte nicht nur Natur-inspirierte Kleidung vor, sondern gleichzeitig 164 Bäume, die in nachhaltigen Projekten rund um Paris weiter verpflanzt werden, wobei die 164 Bäume es sicherlich nicht schaffen können auch nur einen einzigen Flug einer der Showgäste klimaneutral machen zu können.
Sie zeigten eigentlich nur, was Andreas Kronthaler nach der Schau seiner Kollektion ansprach, dass nämlich die „wokeness“ vieler Brands, nur dem Kommerz nutzen, um eine neue Kundschaft zu akquirieren und nicht im gesellschaftlichen Aus zu landen. Doch Langzeit-Umwelt-Aktivistin Stella McCartney machte klar: unser Planet ist kein Trend! Ob das ihr neuer Teilhaber LVMH wohl genauso sieht?
LONDON FASHION WEEK
Trotz des Brexit stand auch London ganz im Zeichen der Zukunft. Kurz vor Beginn der Fashion Week brachte der British Fashion Council auf Druck der Umweltaktivisten „Extinction Rebellion“ die neue Initiative „Institute of Positive Fashion“ auf den Weg. Sustainability, Equality&Diversity und Craftsmanship&Community sind die neuen Schwerpunkte und auch junge Designer, wie Richard Quinn wurden ihrer Rolle der innovativen Generation gerecht, indem sie versuchten Produktionswege zu verkürzen, chemische Belastungen und Verschwendung zu minimieren. Doch Vivienne Westwoods Aussage, statt einer pompösen Show ein Lookbook mit dazugehörigem Campaign-Video zu zeigen, konnte keiner übertreffen. Sie entschloss sich, ihre Mens- und Womenswear Kollektionen um 50% und 32% zu reduzieren, um auf Qualität statt Quantität zu setzen und sich der Auswahl an Kleidungsstücken voll hingeben zu können. “Buy less, choose well, make it last” betont sie nun schon seit Jahren und predigt damit ihre anti-kapitalistische, konsumfeindliche Einstellung.
Ein Ansatz, der allem entgegen steht, wofür die Modeindustrie und ihre Tycoon-Konzerne, wie LVMH stehen: Umsatz!
Also ist es vielleicht doch keine Mär; mit jedem Jahrzehnt beginnt eine neue Ära. Die kommende scheint die Ära der Reflexion zu sein, wenn das mal reicht.
Words MILLA MANN
Titelbild Models finale c:Valentino PR